Mittwoch, 5. September 2012
Die Dordogne ist nah, so wollen wir die Gorges erkunden.
Nach einigen Kilometern merken wir, dass wir flussabwärts, also falsch fahren.
Hatten wir uns doch noch über die Fliessrichtung gewundert… Schnell umgekehrt
und zurück, nun zu den Barrages und in das Dordogne-Tal. Leider kann man dem
Fluss nicht sehr weit folgen, schon bald heisst es zurück in die „Berge“. Auf
dem Rückweg halten wir in Aubazine, um ein Baguette zu kaufen und entdecken ein
Schild „Canal des Moines“. Dieser entpuppt sich als schöner Spaziergang.
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Dordogne |
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Staumauer Dordogne (eine von vielen...) |
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Blick ins Dordogne-Tal |
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Canal des Moines, Aubazine |
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Donnerstag, 6. September 2012
Nun geht es weiter zum Médoc, der fabulösen Wein-Halbinsel
vor Bordeaux, wo am Samstag der Marathon du Médoc stattfindet, zu dem ich mich
in einem Anfall von geistiger Umnachtung (und auf Empfehlung meines Figaro) im
März angemeldet habe. Wir installieren uns auf dem Camping municipal in
Pauillac, ideal für den Marathon gelegen, man musste schon im März reservieren,
um einen Platz zu erhalten. Mit dem Velo erkunden wir das Dorf, das uns nicht
extrem zu begeistern vermag. Am spannendsten ist es, den Aufbauarbeiten für den
Samstag zuzuschauen. Die Gironde, die sich von Bordeaux her über ca. 100 km
(ähnlich Hamburg) Richtung Atlantik bewegt, entpuppt sich als braune Brühe, in
der Baden verboten ist. Auch hier sind die Gezeiten zu beobachten, bei Ebbe ist
der Schlick wirklich sehr ‚gruusig‘.
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Unser Heim für eine Woche |
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Pauillac - Blick vom Steg aufs Start-/Zielgelände |
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Gironde - Fischersteg... |
Freitag, 7. September 2012
Früh holen wir meine Startnummer und schauen uns an der
Marathon-Messe um. Am Nachmittag stossen auch Stefan und Albert samt ihren Frauen
Rita und Elisabeth dazu. Wir sind bereits zum Pastaessen am Abend angemeldet, die vier versuchen
es mit einem „Inserat“ auf Elisabeth’s Rücken und prompt – es klappt, sie
ergattern ebenfalls noch Tickets für das Essen. Rita bedauert, sich nicht beim
Marathon angemeldet zu haben. Beim Verlassen der Marathon- Messe-Geländes fällt
mir ein Anschlag ins Auge: Zwei Startnummern zu verkaufen! Die beiden Frauen
beschliessen spontan, morgen ebenfalls am Marathon teilzunehmen, halt
walkenderweise und so weit es dann geht. Rita hat neue Schuhe gekauft und will mit denen starten (sie wird am Samstag Blasenpflaster brauchen). Der Startnummern-Verkäufer wohnt
zurzeit auf unserem Camping, die Uebergabe morgen früh also kein Problem.
Hurra! Am Abend fahren wir zum Château Chantemerle, wo es einen Apéro, das famose
Pastaessen (Vorspeise: Teigwarensalat, Hauptspeise: Tagliatelle auf Irish Stew,
Dessert Cannelloni gefüllt, alles sehr mächtig, inklusive Wein à discretion…)
und ein Super-Feuerwerk gibt. Es nehmen ca. 1‘400 Personen teil. So gegen zwölf
Uhr sinken wir in die Federn. Der Campingplatz ist inzwischen voll, die Marathonis sind da!
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Auf der Marathon-Messe |
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Die Startnummer ist bezogen |
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Start-/Zielgelände |
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Pastaessen beim Château Chantemerle |
Samstag, 8. September 2012 – Race day!
Das Weckerstellen hat geklappt, Morgenessen im Wohni, die
Startnummern für die Frauen holen, mit dem Velo ins Dorf, Velo parkieren, das
Handy läutet. Die vier Mitläufer sind vor Pauillac und suchen einen Parkplatz (sie sind
da nicht die einzigen). Zudem suchen sie Schliessgufen für die Startnummern.
Die kann ich dann organisieren, schliesslich finden wir uns und können halbwegs
entspannt dem Startritual folgen (welches wirklich noch nett ist). Um 09.30 Uhr
dann der Startschuss und das Abenteuer geht los. Anfangs recht locker,
irgendwann laufen Stefan und ich vorab, bei km 21 treffe ich Christof, super,
so darf es sein. Inzwischen steigen aber die Temperaturen auf 35 Grad, von
Schatten ist inmitten der Reben natürlich keine Spur, aber: meine
Backen-Tattoos halten, obwohl der Schweiss in Strömen übers Gesicht fliesst (die Tattoos muss ich später mit Nagellack-Entferner wegmachen, laut Gebrauchsanleitung reichen Wasser und Seife. Tsts).
Die Stimmung ist genial, die meisten sind verkleidet, wie das die Tradition
vorschreibt. Das Thema ist "Quer durch die Geschichte", so sieht man Gladiatoren, Pharaonen,
usw. Es hat sogar einige Wagen, die von den tapferen Kriegern 42.195 km lang
gestossen und gezogen werden. Das sind Helden! Die Verpflegung ist einwandfrei,
es hat alles, was das Herz begehrt. Vor allem in den 52 Châteaux spielt zumeist
eine Band und es wird Wein zur Degustation angeboten. Da muss ich aber passen,
mein Mägli würde das nicht goutieren. Bei km 38 werden Austern, später
Entrecote und Käse gereicht. Ich greife erst bei den Glacéstängeli zu, das
vertrage ich dann erstaunlicherweise sehr gut. Erleichtert passieren wir
schliesslich die Ziellinie und nehmen – na was wohl – eine Flasche Bordeaux im
Holzkistli (nebst der Medaille und einer Reisetasche, um alles auch schön
verstauen zu können) in Empfang. Die Zeit ist hier nebensächlich, ich finde mich
schlussendlich aber doch noch in der ersten Ranglisten-Hälfte bzw. bei den
Frauen sogar im ersten Drittel wieder. Die beiden Frauen übrigens haben
unterwegs den Bus genommen, die eine bei 22, die andere bei 30 Kilometern. Sie
werden aber nächstes Jahr wohl wieder teilnehmen, dann aber besser vorbereitet.
Zum Abendessen geniessen wir dann ein feines Stück Fleisch und POMMES - mmmhhhh. Abschliessend ist anzumerken, dass es ein hervorragend organisierter Anlass ist, bei dem der Spass im Vordergrund steht. Die Strecke ist leicht coupiert und die Hitze gnadenlos. Glücklicherweise ging ab und zu ein kleines Lüftchen, hätte auch etwas mehr sein dürfen :-).
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Mit dem Velo zum Start |
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Beim Start |
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Darbietung beim Start |
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Unterwegs |
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ca. km 21 |
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Allerlei Verkleidungen oder auch nicht |
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Einer der rund 50 Degustationsstände |
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Meist spielt eine Band |
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Irgendwo in der Hitze |
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Der Austernstand |
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Geschafft! |
Sonntag, 9. September 2012 - Balade
Von Albert und Elisabeth können wir die Tickets für die
Balade übernehmen, das heisst, am morgen rechtzeitig aufstehen und wiederum zum
Château Cantemerle fahren, wo um 10 Uhr der rund 8 km lange Spaziergang
startet, der vor allem auch für die Begleitpersonen ein „Marathon-Feeling“
bietet. Beim Eintreffen wird einem gleich ein Wein-Degustations-Gefäss um den
Hals gehängt, die Balade führt dann an einigen Châteaux vorbei, wo man nach
Herzenslust die feinen Weine probieren kann, Verpflegung gibt es
selbstverständlich auch. Hier komme auch ich in den Genuss! Nach zweieinhalb Stunden sind wir in Macau, der Bus fährt zum Schloss. Zurück auf
Cantemerle schreitet man zum Apéro und nachher zum Lunch, einem Dreigangmenu (professionell serviert und gar
nicht schlecht für so einen Riesenanlass). Mit dickem Bauch fahren wir wieder
nachhause.
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Degustationsprozession |
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Unterwegs |
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Apéro auf Schloss Cantemerle |
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Das Weinfass purzelt irgendwann auf den Boden... |
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Blick in die Küche |
Montag, 10. September 2012
Wir besuchen Bordeaux, besteigen den Turm (ja, auch ich
schaffe die 229 Stufen hinauf und wieder hinunter locker) und stellen fest,
dass uns diese Stadt nicht so gefällt. So fahren wir bald wieder nachhause und
lassen die Seele baumeln.
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Bordeaux - Blick auf die Kathedrale |
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Bordeaux |
Dienstag, 11. September 2012
Gemäss Landkarte ist der linke Teil der Halbinsel
interessant, wir erkunden nun auch die Touristenorte, die sich hinter den
Pinienwäldern und vor den Sanddünen am Atlantik befinden. Wunderschön hier! Schliesslich schaffen wir
es bis an die Spitze der Halbinsel, von hier könnte man mit der Fähre nach
Royan übersetzen.
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Lac de Lacanau |
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Lac de Lacanau |
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Warten auf die perfekte Welle |
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Nähe Fährhafen Le Verdon |
Mittwoch und Donnerstag, 12. und 13. September 2012
Angesichts der fast 1‘200 Kilometer langen Rückreise treten
wir am Mittwoch die Rückfahrt an und übernachten in Meursault, sozusagen vom
Bordeaux zum Burgunder. Am Donnerstagmorgen regnet es in Strömen, wie passend
zum Ferienende! Die Fahrt verläuft vollkommen problemlos, am
Donnerstag-Nachmittag treffen wir zuhause ein.
Leider ist hier wieder Langarm-Tenue angesagt, die Temperaturen sind
einiges tiefer als wir es uns gewohnt sind…
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Unterwegs |